Was mich beschäftigt, ist die Malerei in ihrem eigentlichen Sinne.

Was mich beschäftigt, ist die Malerei in ihrem eigentlichen Sinne, ich meine die Erzeugung des farbigen, von innen leuchtenden Kunstraumes, mit den der Malerei immanenten Mitteln, in dem die Poesie ihre Wirklichkeit erlangt. Damit die Poesie sich verwirklichen kann, sind bestimmte Bedingungen erforderlich. Ich rede nur von einer Poesie, die aus den Mitteln der Malerei hervorgeht.

Der Kunstraum ist gebildet aus einer mehrschichtig gestuften Darstellung eines farbigen Ereignisses. Seine Mittel und Teile sind die der Malerei immanenten Mittel. Sie sind immanent, wenn sie aus dem Wesen der Malerei kommen und es entfalten. Allen Mitteln wohnt eine ihnen eigene Gesetzmäßigkeit inne, es geht darum, diese zu erfassen und lebendig zu machen, also jedes Mittel zu seiner höchsten Emmanationsgewalt zu erheben, ohne dabei das Wesen des anderen zu stören. Das klingt wie ein Widerspruch, doch gehört es zum Merkmal des Kunstraumes, dass sich widersprechende Dinge im Hinblick auf eine höhere Einheit zusammenschließen.“



(Otto Greis, aus einem Brief, 1960)