Im Hinblick auf das Gesamtwerk von Otto Greis, dass sich über sieben Jahrzehnte hinweg entwickelt, kann die Zeit von 1932 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs als eine erste malerische Orientierungsphase gelten.
Greis bricht 1934 sein Maschinenbaustudium ab, um freier Künstler zu werden. Er erinnert sich: „Ich lernte einen ehemaligen Schüler von Karl Hofer kennen, der in der Städelschule sein Atelier hatte. Zwar war Hofer für mich damals noch kein Begriff, das war auch nicht das Entscheidende, entscheidend war das Erlebnis, mich einer Bildwelt gegenüber zu sehen, die mich in ihrer Geschlossenheit überwältigte, und da ist der Funke übergesprungen: Mensch, du kannst dir ja eine Welt aus Bildern aufbauen. Ich wusste natürlich damals noch nicht wohin mich mein Weg führen würde. Aber einfach die Tatsache, dass man in der Malerei sein eigenes Universum aufbauen kann, das hat mich begeistert.“1
Bis 1938 nimmt Greis privaten Mal- und Zeichenunterricht bei Johann Heinrich Höhl. Als wichtige Essenz dieser Lehrjahre betrachtet der Künstler rückblickend die malerische „Durchbildung der Form, die damit auch auf ihre innere Struktur verweist“ 2.
Otto Greis gelingt es, durch die Vermittlung von Höhl, in den Kupferstichkabinetten von Bremen und Düsseldorf Papierarbeiten von inzwischen als entartet geltenden Künstlern, wie Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff, zu betrachten.
Während der Sommermonate zieht es ihn nach Norddeutschland. In Ostfriesland und im Alten Land entwirft Greis Landschaftsaquarelle von leuchtender Farbigkeit, die eine Orientierung am Expressionismus vermuten lassen.
Im Herbst 1939 wird der Künstler zum Kriegsdienst eingezogen und in Kassel als Sanitätssoldat ausgebildet. Damit endet zunächst sein malerischer Beginn.
1 Gespräch Otto Greis/Barbara Auer, 15.4.1996, Kat. Otto Greis, Kunstverein Ludwigshafen am Rhein e.V. 1996, S.7
2 ebd., S.7